Man stolpert im Leben immer wieder über Lieder, die einem nicht einfach nur gefallen, sondern die Weichen anders stellen. Die man immer wieder besucht, manchmal über Jahrzehnte hinweg. Manche kennt man nur selbst, wie einen privaten Rückzugsort, Songs wie eine heimliche Hütte im Wald. Es gibt Songs, die man mit vielen teilt. Die man auf Konzerten mitsingt oder sich dazu die Seele aus dem Leib tanzt. Ich rede hier aber von den Liedern, die nur für einen selbst sind. Für mich sind solche Lieder gut, wenn sie mir ein anderes Leben aufzeigen. Wenn sie meinen Handlungsspielraum erweitern, mich verändern, aber nicht durch Führung, sondern durch Wachstum.
Ich habe eine Playlist mit einigen meiner Beispiele zusammengestellt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir Eure „Hütte-im-Wald“-Songs mit einer kleinen Erläuterung dazu schickt, dann nehme ich sie dazu.
Die Playlist (hier klicken!)
Prince – Raspberry Beret
Dieser Song gibt mir jedesmal die Lust am Sich-Verlieben und den Glauben an die Leichtigkeit der Liebe zurück: „Overcast days never turn me on – but something about the clouds and her mixed“. Prince versetzt einen mit einer Zeile in ein komplettes Setting: „Rain sounds so cool when it hits the barn-roof“. Und dazu die Geigen… Hach!
James Taylor – Hey Mister, that’s me up on the Jukebox
Dieser Song besteht eigentlich nur aus guten Zeilen, aber besonders finde ich immer wieder „I need your golden gated city like a hole in the head“. Das ist genau die verbitterte, unterdrückte Wut, traurig vorgetragen, die ich empfinde, wenn ich mich nicht zugehörig oder abgelehnt fühle. Aber wenn ich es reflektieren kann, muss ich mich dem nicht hingeben! Schmeiss nen Euro in die Jukebox und ich heul Dir was vor!
Joni Mitchell – Both Sides Now
Von Joni gäbe es noch so viele Lieder, die ich hier aufführen könnte – aber „Both Sides Now“ ist deswegen für mich so besonders, weil er vom Aufbau so herrlich formal strikt ist. Bei meinen eigenen Texten stört mich das manchmal und finde sie banal – aber an Jonis Beispiel sieht man, wie wunderbar einen das gefangen nehmen kann und philosophisch mitnehmen.
Jackson Browne – Tender is the Night
„Somebody is calling after somebody, somebody turns the corner out of sight, looking for somebody..“ Das könnte beliebig sein, aber durch die Zeilen davor („stillness in my heart“) wird es zu einer Aussage der Nichtzugehörigkeit, des Beobachten, des Sehnes. Der Song schafft es, die Hitze des Asphalts in einer kühler werdenden Sommernacht einzufangen…. Zart sind manche Nächte!
Richie Havens – Follow
„Let the river rock you like a cradle“ Ein wunderbar antidepressiver Song, der einen dazu aufruft, zu spüren, zu fühlen, in den Kontakt zu gehen… Ich werde zum Hippie beim Hören und jeder urbane Zynismus wird hinweggespült!
Ein paar Songs haben es nicht auf die Liste geschafft, zum einen, weil ich noch Platz lassen wollte. Zum anderen, weil ich zB „Sky Trails“ von David Crosby noch nicht lange kenne und ich bei Chris Knight’s „Backwater Blues“ doch nicht mehr so mitgehe wie noch vor fünf Jahren…. und und und….
Welcher Song fällt Dir ein?